Gisbert Bultmann
Rechtsanwalt & Notar a.D.
 

Spricht was dagegen?

08. Juni 2021

... wenn ich noch ´ne Runde mit dem Rad drehe?“

Die Schwägerin dürfte sich langsam aufgerichtet

haben aus dem Beet, in dem sie kopfüber Unkraut gezupft hatte.

Es kam die Gegenfrage:

 

„Schlafen die Kinder schon, hast Du ihnen vorgelesen?“

Sie wird eine Haarsträhne mit dem Rücken des Unterarms

zuückgestrichen haben, die Hände steckten

in Gummihandschuhen an diesem Frühsommerabend.

Es sprach nichts dagegen.

 

Wie so oft war er ermattet nach Hause gekommen.

Den ganzen Tag hatte er im Auto gehockt,

telefoniert, mit Handwerkern und Häuslebauern verhandelt,

sein Job als Bauleiter einer

Firma für schlüsselfertiges Bauen.

 

Tagsüber hatte sich das Wetter unstet gezeigt.

Immer wieder hatte es geregnet.

Jetzt  wollte der Abend mit milder Sonne für den Tag entschädigen.

Also aufs Rad steigen und ab durch die Hohe Mark,

des Tages verwickelten Faden hinter sich abrollen.


Sprach was dagegen ?



Es sprach !

Ich nenne ihn immer den „Golf im Schafspelz“.

Obwohl das Quatsch ist:  Es war ein Golf mit 170 PS

unter der Haube. Die sah man ihm nicht an.

 

Also ein "Wolf im Schafspelz".

 

Der gab richtig Gas auf der Granatstraße nach Reken,

an der Stelle, an der alle aus dem Tunnel

des dunklen Waldes ins Freie rauschen.



Mein Bruder hat  dessen  Tempo schlicht

und einfach unterschätzt.

Er hatte Vorfahrt zu achten.

 

Ehrgeizig, wie Hobby-Sportler nunmal sind,

wollte er schnell noch seine Fahrt ausnützen

und die Straße überqueren.



Der Aufprall, der ihn traf, s

chleuderte sein Rennrad gut  zwanzig Meter weit ins Gras.

Er selbst war so schwer verletzt,

daß er ins künstliche Koma versetzt wurde.

 

Aus dem sollte er nicht mehr erwachen in dem Unfallkrankenhaus,

in das man ihn geflogen hatte.



Das war am Donnerstag, der 08.06.1995 gegen 21 Uhr.



Am Samstag informierte uns ein Anruf aus der Klinik:

 

Der Pupillenreflex zeige, daß das Gehirn nicht arbeite.

Man erklärte uns, der Aufprall habe die Halsschlagader

inwendig aufgerissen, so daß das Blut  nicht mehr

ungehindert zum Gehirn fließen könne. 

 

Es bekomme daher zu wenig Sauerstoff.

Hirntod.

Uns traf  der Schlag.

 

Aber es half nichts:

In seinem Arbeitszimmer  - ausgestattet mit den Fotos

seiner Zeit als Fliegerarzt der Luftwaffe

und einem Starfighter-Modell - eröffnet uns der Chefarzt,

meinem Bruder sei nicht mehr zu helfen,

nur noch ein lebende Hülle.

 

Ob wir uns vorstellen könnten, seine Organe zu spenden.

 

Rums !

 

Das Wochendende wurde uns Bedenkzeit gegeben.

Conny, die Schwägerin, von Beruf MTA,

wußte, worum es ging: 

Das EEG (Elektro-Enzephalogramm) 

mißt unbestechlich,

was sich dem Auge des Betrachters entzieht:

 

Das Gehirn arbeitet nicht mehr - unwiderruflich.

 

Wir stimmten zu:

 

Einig darüber, daß unser Bernd stolz darauf gewesen wäre,

im Tod noch zu etwas nütze zu sein.

 

Fünf Menschen konnten durch seine Organe überleben;

die (zwei-lappige) Leber konnte einem Kind

und einem Erwachsenen gespendet werden.

 

Aber, der Abschied ist ein Kraftakt,

der nur bei allergrößter Anstrengung des Kopfes gelingt.

EEG - schön und gut, der Rest ist - unendliches - Vertrauen.

 

Mißbraucht es nicht !

Fehlt Vertrauen, könnt Ihr,

nein, können die Todkranken

lange auf Organspenden warten.

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Gisbert Bultmann

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