Gisbert Bultmann
Rechtsanwalt & Notar a.D.
 

Wachkoma II

07. Februar 2011

 

Gefangen im Leben

Es gibt in Deutschland bis zu 40.000 langjährige Komapatienten. Ein großer Teil von ihnen wird unrechtmäßig, also gegen ihren Willen, am Leben gehalten. Oft geschieht das aus weltanschaulichen Gründen oder aus Empathie, aber meistens, weil sich keiner traut, den Zustand zu beenden.

Viele dieser "Altfälle" werden nun zum Problem: Einerseits tun sich Ärzte und Pfleger oft schwer, die Maschinen abzustellen, je länger diese einen Mensch schon am Leben halten. Andererseits kennen Angehörige ihre Rechte immer besser - vor allem seit 2009...

Damals wurde im Patientenverfügungs-Gesetz festgehalten, was zuvor schon der Bundesgerichtshof entschieden hatte: Können Menschen sich nicht mehr äußern, ist ihr schriftlich festgehaltener Wille bindend. Liegt keine Patientenverfügung vor, gelten mündlich geäußerte Behandlungswünsche; und wurden auch die nie explizit ausgesprochen, muss der mutmaßliche Wille ermittelt werden. 

 

Süddeutsche Zeitung vom 5.02.2011

 

Der Artikel "übersieht" meines Erachtens einen wichtigen Gesichtspunkt:

Der behandelnde Arzt prüft, welche ärztliche Maßnahme im Hinblick auf den Gesamtzustand und die Prognose des Patienten indiziert ist. So steht es in § 1904 b Absatz 1 Satz 1 BGB.

Das heisst: noch bevor der Arzt nach dem Willen des Patienten fragt, hat er die Frage zu beantworten, was medizinisch indiziert, d.h. a n g e z e i g t  ist. Deswegen sprechen die Ärzte auch von der Indikation. Sie ist der Ausgangspunkt ärztlichen Handelns.

Es wäre also bei den Wachkoma-Patienten zu fragen, ob nach dem neurologischen Befund eine Aussicht besteht, daß der Patient sein Bewußtsein wiedererlangt.

Es kann nicht Sinn einer humanen Medizin sein, daß das pflegerische Mittel der Sondenernährung, die es seit ca 20 Jahren gibt, ausnahmslos und auf jahrelange Dauer angewendet wird, so daß eine neue Patientengruppe entstehen konnte, die der Wachkoma-Patienten.

Diese sind zudem eine Folge der modernen Notfall-Medizin: immer mehr Menschen können nach einem Stillstand des Herz-Lungen-Kreislaufes zurück geholt werden, aber die Schäden am Hirn, die durch die Unterversorgung mit Sauerstoff entstehen, sind irreparabel !

Lesen Sie auch meinen Beitrag Wachkoma vom 11.September 2010

                     

 

 

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